▷ Bruttoinlandsprodukt » Definition, Erklärung & Beispiele + Übungsfragen (2024)

Das Bruttoinlandsprodukt gilt als Maß für die gesamte wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Es dient als wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft, da es Auskunft über die Wertschöpfung, also die Produktion von Gütern und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen und Importe im Inland gibt.

In dieser Lektion erklären wir dir die Bedeutung des Bruttoinlandsproduktes (engl.: “gross domestic product”) und stellen dir die drei gängigen Berechnungsmethoden vor. Anschließend wirst du Gelegenheit haben, dein neu erworbenes Wissen anhand einiger Übungsfragen zu überprüfen.

Inhalt dieser Lektion

Warum ist das Bruttoinlandsprodukt wichtig?

Das BIP ist ein verlässlicher Indikator für die gesamte Produktion von Waren und Dienstleistungen innerhalb eines Landes. Damit ist das Bruttoinlandsprodukt die wichtigste Größe innerhalb der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Das BIP wird sowohl für Jahre als auch Quartale berechnet. Das Jahresergebnis wird üblicherweise im Januar des Folgejahres veröffentlicht bzw. 45 Tage nach Quartalsende.

Merkmale des Bruttoinlandsprodukts

Im Folgenden erläutern wir dir zwei der wesentlichen Merkmale des Bruttoinlandsproduktes. Wir beginnen mit der Unterscheidung zwischen nominalem und realem BIP. Im Anschluss daran wird das Inlandsprinzip erläutert. Hierbei handelt es sich um eines der wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zum Bruttonationaleinkommen.

Nominales und reales Bruttoinlandsprodukt

Das Bruttoinlandsprodukt kann sowohl zu den aktuellen Preisen als auch preisbereinigt berechnet werden. Beim nominalen BIP orientiert sich der Wert der erzeugten Endprodukte an den Preisen, die dafür am Markt erzielt werden.

Für die Höhe des BIP sind daher zwei Faktoren maßgeblich: Die Menge an produzierten Gütern und deren Preise, da diese den Wert der Endprodukte erhöhen.

Das reale Bruttoinlandsprodukt macht die BIPs aus zwei Perioden vergleichbar, da der Preis hier kein wertbestimmender Faktor mehr ist. Dazu wird ein Basisjahr ausgewählt, dessen Preisniveau dann als Referenz dient.

Inlandsprinzip

Im Gegensatz zum Bruttonationaleinkommen gilt beim Bruttosozialprodukt das Inlandsprinzip. Es werden also alle Konsum- und Investitionsgüter sowie Dienstleistungen erfasst, die innerhalb eines Landes produziert wurden. Das Bruttonationaleinkommen erfasst alle Waren und Dienstleistungen, die von Inländern erstellt wurden, jedoch unabhängig davon, ob dies im Inland oder Ausland geschehen ist.

Berechnung des Bruttoinlandsproduktes

Zur Berechnung des Bruttoinlandsproduktes stehen drei Methoden zur Verfügung.

Diese unterscheiden sich vor allem darin, dass sie an unterschiedlichen Stellen des Wirtschaftskreislaufs ansetzen:

  • Entstehungsrechnung
  • Verwendungsrechnung
  • Verteilungsrechnung

Während die Entstehungsrechnung direkt bei der Produktion ansetzt, basiert die Verwendungsrechnung auf der Nachfrage und die Verteilungsrechnung auf dem Volkseinkommen. Zur Berechnung des BIP über die Entstehungsrechnung muss zunächst die Bruttowertschöpfung des Landes ermittelt werden, welche wir ihr im Folgenden vorangestellt haben.

Ermittlung der Bruttowertschöpfung

Die Entstehungsrechnung betrachtet das Bruttoinlandsprodukt von der Produktionsseite. Um jedoch das gesamte wirtschaftliche Produktionsergebnis abbilden zu können, ist eine korrekte Berechnung der Bruttowertschöpfung, und damit die Entstehungsrechnung der einzelnen Wirtschaftsbereiche nötig.

Der Produktionswert eines Unternehmens entspricht dabei der Gesamtheit aller zu Marktpreisen bewerteten Verkäufe und Dienstleistungen zu Marktpreisen zuzüglich der Handelswaren an andere Wirtschaftseinheiten ohne Berücksichtigung der Mehrwertsteuer. Der Produktionswert wird dann mithilfe der Produktionskosten für jeden einzelnen Wirtschaftsbereich ermittelt.

Die folgenden Wirtschaftsbereiche werden voneinander unterschieden:

  • Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei
  • Baugewerbe
  • Produzierendes Gewerbe
  • Handel, Gastgewerbe und Verkehr
  • Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen
  • Öffentliche und private Dienstleister

Um als Ergebnis den gesamtwirtschaftlichen Produktionswert zu erhalten, wird aus den Produktionswerten der hier aufgeführten Sektoren die Summe gebildet. Davon müssen jedoch sämtliche Vorleistungen (sämtliche Güter und Dienstleistungen, die ein Wirtschaftssubjekt von einem anderen erhalten hat, um es anschließend für die eigene Produktion einzusetzen) abgezogen werden. Würde man diesen Schritt auslassen, käme es zu Doppelzählungen einzelner Produkte.

Beispiel zur Ermittlung der Bruttowertschöpfung

Ein Hersteller von Festplatten kauft zu Beginn seiner Produktion von seinem Lieferanten Rohstoffe im Wert von 25 €. Aus den gelieferten Teilen stellt er dann eine Festplatte her, die für 50 € an einen Großhändler verkauft wird. Dieser wiederum beliefert einen Fachhändler zu einem Preis von 75 € je Festplatte. Der Fachhändler verkauft das Gerät zuletzt für 100 € an seine Kunden.

Würde man nun einfach die Erlöse der beteiligten Unternehmen addieren, sähe die Rechnung folgendermaßen aus:

25 € + 50 € + 75 € + 100 € = 200 €

Der Wert der Rohstoffe, aus denen die Festplatte ursprünglich zusammengebaut wurde, wäre in dieser Summe achtmal enthalten, da in der Rechnung sowohl der Preis des Herstellers als auch jene des Groß- und des Einzelhändlers mit einbezogen werden. Eine solche Rechnung zöge also eine zu hohe Bruttowertschöpfung und folglich auch ein zu hohes Bruttoinlandsprodukt nach sich.

Deshalb müssen sämtliche Vorleistungen im Zuge der Berechnung subtrahiert werden:

25 € + (50 € - 25 €) + (75 € - 25 € - 25 €) + (100 € - 25 € - 25 € - 25 €) = 100 €

Die Bruttowertschöpfung entspricht nun dem Verkaufspreis des Einzelhändlers und die Bruttowertschöpfung ist korrekt.

Entstehungsrechnung

Mithilfe der folgenden Methode lässt sich das Bruttoinlandsprodukt auf Basis der Produktion berechnen. Nach dem oben beschriebenen Vorgehen steht uns nun die unbereinigte Bruttowertschöpfung zur Verfügung, von der die unterstellten Bankgebühren abgezogen werden müssen, um zur bereinigten Bruttowertschöpfung und damit zum BIP zu gelangen. Bei den unterstellten Bankgebühren handelt es sich um Bankdienstleistungen, für die keine Gebühren erhoben werden.

Produktionswerte aller Wirtschaftsbereiche zu Marktpreisen
-Vorleistungen
=Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche
=unbereinigte Bruttowertschöpfung
-unterstellte Bankgebühren
=bereinigte Bruttowertschöpfung
=Bruttoinlandsprodukt

Verwendungsrechnung

Das BIP kann auch auf der Basis der Nachfrage innerhalb einer Volkswirtschaft berechnet werden. Diesem Verfahren liegt die Idee zugrunde, dass die Nachfrage einer Volkswirtschaft auch ihrer Produktion entsprechen muss. Zur Ermittlung wird die Nachfrage in ihre einzelnen Komponenten zerlegt und anschließend durch die Addition der entsprechenden Teilwerte das Bruttoinlandsprodukt berechnet.

Im ersten Schritt werden sämtliche Ausgaben für den Erwerb von Gütern bzw. Dienstleistungen durch Konsumenten ermittelt. Dazu zählen jedoch nur jene Endprodukte, die nicht in einen weiteren Produktionsprozess mit einfließen. Im zweiten Schritt werden sämtliche vom Staat erbrachten Konsumleistungen addiert, im dritten Schritt kommen noch die Bruttoinvestitionen hinzu.

Bei einer Bruttoinvestition handelt es sich um ein Gut, welches sowohl von staatlicher als auch unternehmerischer Seite erbracht werden kann und im weitesten Sinne produktiv ist. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine staatliche Hochschule oder einen Autobahnabschnitt handeln. Das entscheidende Merkmal solcher Güter liegt darin, dass sie dazu beitragen, den zukünftigen Konsum zu erhöhen.

Bruttoinvestitionen lassen sich grob unterteilen in:

  • Ausrüstungsinvestitionen
  • Bauinvestitionen
  • Sonstige Anlagen

Im letzten Schritt wird der Außenbeitrag hinzugefügt. Dabei handelt es sich um den Saldo aus Importen und Exporten.

Private Konsumausgaben
+Konsumausgaben des Staates
+Bruttoinvestitionen
+Exporte von Waren und Dienstleistungen
-Importe von Waren und Dienstleistungen
=Bruttoinlandsprodukt

Verteilungsrechnung

Die Verteilungsrechnung basiert auf der Verteilung des Volkseinkommens, also bei der Verteilung der Summe jener Faktoreinkommen, die von Inländern empfangen werden. Dabei wird zwischen Einkommen aus unselbstständiger Arbeit (Arbeitnehmerentgelte) und Einkommen aus unternehmerischer Tätigkeit unterschieden. Durch die Addition dieser Komponenten wird das Volkseinkommen errechnet.

Arbeitnehmerentgelte
+Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen
=Volkseinkommen

Das Volkseinkommen wird auch als Nettosozialprodukt bezeichnet. Hierbei fällt auf, dass mithilfe der Verteilungsrechnung nicht das Bruttoinlandsprodukt berechnet wird. Dies ließe sich jedoch aus dem Nettosozialprodukt ableiten:

Nettosozialprodukt
-Subventionen
+Indirekte Steuern
=Nettonationaleinkommen
+Abschreibungen
=Bruttonationaleinkommen
+Einkommen von Ausländern aus dem Inlandsproduktes
-Einkommen von Inländern aus dem Ausland
=Bruttoinlandsprodukt

Übungsfragen

#1. Welches Prinzip liegt dem Bruttoinlandsprodukt zugrunde?

Inländerprinzip

Inländerprinzip

Auslandsprinzip

Auslandsprinzip

Inlandsprinzip

Inlandsprinzip

#2. Welche der folgenden Wirtschaftssektoren fließt nicht mit in die Bruttowertschöpfung ein?

Haushalte

Haushalte

Produzierendes Gewerbe

Produzierendes Gewerbe

Baugewerbe

Baugewerbe

#3. Wodurch unterscheiden sich reales und nominales BIP voneinander?

Nur am nominalen BIP lässt sich das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft ablesen.

Nur am nominalen BIP lässt sich das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft ablesen.

Das reale BIP verwendet im Gegensatz zum nominalen stets die echten, also aktuellen Preise.

Das reale BIP verwendet im Gegensatz zum nominalen stets die echten, also aktuellen Preise.

Das reale BIP ist preisbereinigt, das nominale BIP basiert auf Gütermenge und Preisen.

Das reale BIP ist preisbereinigt, das nominale BIP basiert auf Gütermenge und Preisen.

#4. Bei welcher Berechnungsmethode wird das BIP nicht direkt berechnet?

Verwendungsrechnung

Verwendungsrechnung

Entstehungsrechnung

Entstehungsrechnung

Verteilungsrechnung

Verteilungsrechnung

#5. Was muss bei der Berechnung der Bruttowertschöpfung beachtet werden?

Die Rohstoffpreise müssen am Ende abgezogen werden.

Die Rohstoffpreise müssen am Ende abgezogen werden.

Alle Vorleistungen müssen abgezogen werden.

Alle Vorleistungen müssen abgezogen werden.

Sämtliche Vorleistungen müssen berücksichtigt werden.

Sämtliche Vorleistungen müssen berücksichtigt werden.

#6. Woran orientiert sich die Verwendungsrechnung?

Am Volkseinkommen.

Am Volkseinkommen.

An der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.

An der Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen.

An der Produktion von Gütern und Dienstleistungen.

An der Produktion von Gütern und Dienstleistungen.

Fertig

Ergebnisse

▷ Bruttoinlandsprodukt » Definition, Erklärung & Beispiele + Übungsfragen (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Kimberely Baumbach CPA

Last Updated:

Views: 5954

Rating: 4 / 5 (61 voted)

Reviews: 84% of readers found this page helpful

Author information

Name: Kimberely Baumbach CPA

Birthday: 1996-01-14

Address: 8381 Boyce Course, Imeldachester, ND 74681

Phone: +3571286597580

Job: Product Banking Analyst

Hobby: Cosplaying, Inline skating, Amateur radio, Baton twirling, Mountaineering, Flying, Archery

Introduction: My name is Kimberely Baumbach CPA, I am a gorgeous, bright, charming, encouraging, zealous, lively, good person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.