Immer wieder tauchen im Internet Bilder von etwas grobschlächtig anmutenden Bikes auf, mit denen sich ein Tüftler den Traum von wirklich komplett eigenem Bike erfüllt hat. Selten sind diese allerdings so besonders und ausgefallen wie das Auckland Cycle Works Marra. Alle Infos dazu gibt’s hier.
Auckland Cycle Works Marra: Entstehungsgeschichte
Wie viele von uns hatte auch der britische Fahrradladenbesitzer Gary Ewing letztes Jahr bedingt durch die Coronapandemie etwas mehr Zeit als gewöhnlich. Anstatt diese für ein ganz neues Hobby zu nutzen, machte er sich lieber daran, ein eigenes Mountainbike zu entwickeln. Doch damit nicht genug. Anstatt ein bewährtes Hinterbaukonzept oder gar ein Hardtail zu konstruieren, holte er lieber ein mittlerweile ziemlich angestaubtes System aus der Schublade: URT.
URT (uniefied rear triangle) dürfte dem ein oder anderem sicherlich noch ein Begriff sein. Der Clou des in der Anfangszeit vollgefederter Mountainbikes populären Systems ist ein sehr hoher Hinterbau-Drehpunkt in Kombination mit einem am Hinterbau befestigten Tretlager. Dadurch soll die Federung im Sitzen aktiv arbeiten und Erschütterungen herausfiltern, im Stehen allerdings straff und sehr antriebsneutral sein. Eigenschaften, über die man sich bei einem modernen Mountainbike nicht wirklich freuen würde. Populäre Vertreter des URT-Konzepts waren unter anderem das Ibis Szazbo, das Trek Y33 oder das Klein Mantra.
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Diashow: Auckland Cycle Works Marra: Von URT zu VHP
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# 1995 Trek Y33
# KLEIN Mantra Rahmen 18" -verkauft-
Garys Vision war es aufgrund der oben genannten Eigenschaften allerdings nicht, ein einfaches URT-Bike zu bauen. Ihm schwebte vielmehr eine spezielle Variante vor. Den Anstoß dazu bekam er im Jahr 2001 bei einem Gespräch mit dem britischen Ultracyclist Mike Hall. Schnell wurden erste Prototypen konstruiert, und zwar nicht etwa in CAD, wie man vermuten könnte, sondern in Lego.
Nachdem die Lego-Bikes mit zufriedenstellenden Eigenschaften aufwarten konnten, stand der Bau des ersten fahrbaren Prototypens an. Dafür wurden kurzerhand alte Fahrrad-Rahmen zersägt und in neuer Form wieder zusammengeschweißt. Die Erwartungen an das Frankenstein-Bike hielten sich vor der ersten Fahrt allerdings in engen Grenzen. Das Projekt sollte hauptsächlich als Erfahrung zur Wissensvermehrung dienen.
# Der erste fahrbare Prototyp sieht vorsichtig ausgedrückt etwas wild aus.
Den gedämmten Erwartungen zum Trotz erwies sich der Prototyp vor allem auf flowigen Trails als deutlich besser als gedacht. Allerdings ließ die Performance des URT-Hinterbaus bei ruppigen Untergrund stark zu wünschen übrig und zeigte auch sonst einige Schwächen. Anstatt sein Projekt an diesem Punkt zu beerdigen, beschloss Gary, einen neuen Prototyp zu konstruieren. Dieser sollte die positiven Eigenschaften des Konzeptbikes aufweisen, ohne dessen Schwachstellen zu übernehmen. Geboren war das Auckland Cycle Works Marra.
Auckland Cycle Works Marra
Mit dem zweiten Prototyp, dem Auckland Cycle Works Marra, verabschiedete sich Gary Ewing wenig verwunderlich vom URT-Hinterbau. Das Tretlager wanderte wieder an seine gewohnte Position und das Bike wurde um eine Ketten-Umlenkrolle ergänzt. Der mittels zwei Umlenkhebeln am Hauptrahmen befestigte Hinterbau setzt nach, wie vor auf einen hohen Drehpunkt und eine nach hinten gerichteten Raderhebungskurve. Damit reiht sich das Auckland Cycle Works Marra in die Riege der aktuell populären Virtual High Pivot-Bikes ein.
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- Rahmenmaterial Stahl
- Federweg 190 mm (vorne) / 190 mm (hinten)
- Hinterbau Virtual Highpivot
- www.aucklandcycle.works
# Das Auckland Cycle Works Marra zusammen mit seinem Schöpfer.
# Happy+Easter-7-1920w
# Happy+Easter-6-1920w
Im Unterschied zu seinen Mitbewerbern ist, dass die Umlenkrolle beim Marra nicht am Rahmen, sondern am unteren Umlenkhebel befestigt ist. Dies soll sich positiv auf die Justierbarkeit der Effizienz und der Hinterbau-Performance auswirken. Das aktuelle Konzept mit einer, in der ersten Hälfte des Federwegs, stark nach hinten verlaufenden Raderhebungskurve, die anschließend nahezu vertikal ansteigt, ist laut Gary sehr vielversprechend. Trotzdem gibt es natürlich noch einige Feinheiten, zu optimieren.
Das Kolarp Suspension Design im Video
Gary ist von der Performance und dem Potenzial seiner, auf den Namen Kolarp Suspension, getauften Kinematik so überzeugt, dass er das System als Patent angemeldet hat. Das industriell anmutende Stahlbike verfügt über 190 mm Federweg an Front wie Heck und weist einen Reach von 480 mm, einen Stack von 645 mm und einen 63° Lenkwinkel auf. Parallel experimentiert der Brite mit kurzhubigeren Varianten des Marra und hat auf Instagram sogar bereits ein 120 mm Carbon-Bike angeteasert.
# Auch ein Carbon-Bike mit 120 mm Federweg ist bereits in der Planung.
# JWDT6-1920w
# JWDT5-1920w
Wie gefällt euch das Auckland Cycle Works Marra?
Infos: Auckland Cycle Works / Bilder: JWDTphotography
28 Kommentare
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LM-Techniker
dabei seit 07/2022
Fotos Videos
Allein der Aufwand mit den ganzen Lagern und Umlenkrollen, muss ja alles auch gereinigt bzw. gewartet werden. Wenn es wenigstens noch halbwegs gut aussehen würde....totaler Blödsinn
LM-Techniker,
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Enrgy
dabei seit 01/2002
Fotos Videos
flite sattel, syncros stütze, magura raceline, 2.1er reifen und manitou elastomergabel - das waren noch zeiten!
Enrgy,
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specialized99
dabei seit 01/2013
Fotos Videos
flite sattel, syncros stütze, magura raceline, 2.1er reifen und manitou elastomergabel - das waren noch zeiten!
Ja,voll fürn Arsch.
specialized99,
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daflosti01
dabei seit 04/2015
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Ich habe das Lego Fahrrad entdeckt!!!
daflosti01,
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petergaper
dabei seit 12/2003
Fotos Videos
Bitte
Toll heiß gemacht-dann abgeschreckt 😔. Obwohl das Lego RR ist auch ne krasse Leistung…
petergaper,
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